Donnerstag, 30. Mai 2013 – Von Vic-la-Gardiole nach Balaruc-le-Vieux (14 km)
Gestern war unser letzter Tag in Montpellier. Nach dem Ausschecken aus dem Hotel fuhren wir gegen Mittag mit dem Zug nach Sète, wo wir uns in unserem neuen Domizil für drei Übernachtungen niedergelassen haben.
Der sehenswerte und nicht gerade kleine Fischerort Sète ist ein Touristen- magnet. Es wird hier nicht langweilig. Das Meer liegt sozusagen vor der Haustür, und zum Klettern gibt es einen Hausberg mit Meerblick - den Mont Saint-Clair mit immerhin 175 m Höhe, ebenfalls direkt vor der Tür. Deswegen werden wir uns morgen „nach so langer Zeit“ wieder mal abseits von unserem Jakobsweg vergnügen.
Heute müssen wir von Sète aus zunächst mit dem Bus nach Vic-la-Gardiole, dem Endpunkt unserer letzten Etappe. Von dort werden wir aber nicht nach Sète wandern, was ich ursprünglich vor hatte. Das wäre ein entsetzlich langweiliger Weg geworden. Wir hätten größtenteils durch Industriegebiete und über vielbefahrene Straßen laufen müssen.
Deshalb haben wir uns für den Gebirgszug Massif de la Gardiole entschieden. Das passt insofern ganz gut, da für heute ein sonniges Wanderwetter angesagt ist und wir somit für die etwas verregnete Etappe von vorgestern reichlich entschädigt werden.
Da die heutige Wanderung relativ kurz ist, reicht es, wenn wir mit dem Bus am späten Vormittag von Sète nach Vic-la-Gardiole fahren. Dort sind wir gegen 11 Uhr und es kann losgehen. Zunächst laufen wir eine Weile über asphaltierte Wege und kleine Straßen, bis wir in die dem Gebirge südlich vorgelagerten Weinberge gelangen. Langsam geht es bergan Richtung Norden.
Wir haben heute einen wunderschönen Mittelmeer-Höhenweg vor uns, der uns an der höchsten Stelle des mit Garrigue und Weinfelder ausgestatteten Gebirgszuges von 0 auf 210 m bringt. Der asphaltfreie Weg nach oben ist manchmal breit, manchmal schmal, vor allem aber kurvenreich und es geht kontinuierlich aufwärts.
Dabei sollte man sich unbedingt öfter mal umdrehen und nach unten schauen. Denn die Aussicht ist bei dem sonnigen Wetter grandios. Zunächst sieht man zwischen dem Buschwald nur vereinzelt blaue Streifen, dann, je höher man kommt, erscheint das blaue Meer immer deutlicher. Bei knapp 120 m Höhe entfaltet es sich (je nach Sicht) von Nord-Ost nach Süd-West in seiner vollen Pracht und Breite, fast von Grand Motte bis nach Agde. Unser Endziel der diesjährigen Tour ist also fast schon in Reichweite.
Dann, auf der höchsten Stelle bei über 200 m angekommen, überschreiten wir den Scheitel des Gebirges und das Meer entschwindet unserer Sicht, ebenso auch die Weinfelder, die selbstredend nur an den Süd-Südwest-Hängen angelegt sind. Dafür sehen wir nun Richtung Norden in die Ausläufer der Cevennen. Auch den Pic Saint-Loup, unser diesjährige ständige Begleiter, können wir im Nordosten nördlich von Montpellier erkennen. Nur die Form dieses Berges hat sich im Laufe der letzten zwei Wochen aus unserer Sicht immer wieder verändert.
Weiter geht es zunächst auf der Höhe Richtung Nordwest, aber schon bald kriegen wir die Kurve nach Westen. Hier beginnt langsam der Abstieg. Vor uns sehen wir wieder Wasser, dieses Mal noch nicht das Mittelmeer, sondern den Étang du Thau. Die westlich von Marseille bis Agde dem Meer vorgelagerten Teiche werden sowohl für Wassersport als auch für Fisch- und Austernzucht genutzt.
Die Weitsicht heute ist gut, kein diffuser Dunst behindert sie. So sehen wir im Südwesten die den Pyrenäen vorgelagerten Berge. Wie fast an allen unseren bisherigen Etappen begleitet uns ein angenehm erfrischender Wind, der kühle Mistral aus der nordöstlichen Provence. Er macht die Sonne erträglich.
Nun sind wir unten und wieder auf Meereshöhe. Gegen 16 Uhr erreichen wir unser Tagesziel: Balaruc-le-Vieux („der alte Balaruc“): Eine winzige historische Altstadt auf einem kleinen Hügel liegt vor uns.
Unser Bus nach Sète fährt stündlich, so lassen wir uns Zeit und laufen noch eine knappe Stunde weiter südwärts bis zum „Neuen Balaruc“: Balaruc-les-Bains. Das ist - wie der Name schon sagt - nicht nur ein einfaches Seebad. Man erkennt an dem Durchschnittsalter der hier Flanierenden (uns eingeschlossen) sofort, dass es sich um einen richtigen Kurort handelt, mit vielen Thermalbadeinrichtungen und sonst allem, was dazugehört..
Von dort nehmen wir den letzten Bus nach Sète, so dass wir gegen 19 Uhr wieder im Hotel sind.
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Tour 9 - Etappe 8 |
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