Montag, 16. Mai 2011 – Von Roussillon nach Hauterives (27 km)
Nach dem Frühstück bei den Médicis beginnt unsere heutige Etappe um halb 9 Uhr wieder mit fast wolkenlosem Himmel. Es geht - na wie wohl? - wieder aufwärts Richtung Süd-Südost. Zunächst laufen wir knapp drei Kilometer durch Wälder und Felder, bis wir vor Salaise-sur-Sanne die Richtung wechseln und gut 5 Kilometer ostwärts marschieren.
Gegen 10 h erreichen wir den kleinen Flecken Agnin. Immerhin gibt es eine Kirche aus dem 12. Jhdt. und ein altes gut restauriertes Waschhaus. Wir machen eine kurze Trinkpause, denn die Hitze macht durstig, auch wenn der Weg angenehm lieblich verläuft mit einer leicht ansteigenden Tendenz (von 172 m bei Salaise auf 263 bei Agnin).
Weiter geht‘s zwei Kilometer ostwärts bis Anjou (ab hier bis zum Etappenziel mit einigen Schlenkern Richtung Südost). Nach wiederum zwei Kilometern sind wir um viertel nach 11 Uhr in Bougé, Hauptortsteil der Gemeine Bougé-Chambalud. Der Ort hat einen schön geschmückten zentralen Platz mit Rathaus, Bar und Einkaufsmöglichkeiten. Hier lassen wir uns zur (kurzen) Mittagspause nieder.
Dann laufen wir knapp vier Kilometer und sind um 12:30 h in Épinouze. Zunächst müssen wir durch das alte Dorf, dann ostwärts durch den neueren Ortsteil Landrin („le Village Neuf“) und anschießend verläuft der Weg Richtung Süden, östlich vorbei an Saint-Sorlin-en-Valloire.
Hier haben wir einen schönen Blick auf die bewaldete Bergkette Forêt de Mantaille (410 m), die mit drei km Entfernung quasi vor unseren Füßen liegt und die wir überqueren müssen. Dahinter im Tal liegt unser heutiges Etappenziel. Aber noch vor der Bergkette bei Château Feuillet überqueren wir die Trasse des TGV.
Um 14:42 Uhr sind am Fuß der Bergkette. Jetzt geht es durch den Wald aufwärts von 322 m auf 410 m. Beim Anstieg sind die Wege noch mit Wasser und Matsch gefüllt. Der Boden ist sehr lehmig und also wenig wasserdurchlässig. Wir sind gegen 15:30 Uhr auf der Höhe. Jetzt müssen wir noch knapp 3 km abwärts. Kurz vor 16 Uhr erreichen wir Hauterives (300 m).
Nur noch einmal zur Erinnerung: Ebenso wie in den letzten Tagen waren wir unterwegs so ziemlich die einzigen Wanderer. Dafür trafen wir in der freien Natur immer wieder auf nette singende und blökende Anrainer aus dem vielfältigen Tierreich.
Hauterives ist bekannt geworden durch Ferdinand Cheval, ursprünglich Landbriefträger. Seine Büste steht am zentralen Platz vor dem Rathaus. Cheval hatte einen großen Traum - dafür hängte er mit 43 Jahren seinen Job „an den Nagel“. Obwohl er keine handwerkliche Ausbildung hatte, schuf er von 1879–1912 ohne fremde Hilfe das höchst eigenwillige Palais idéal, das u. a. an orientalische und fernöstliche Tempelarchitek- turen erinnert. Später haben sich andere unkonventionelle Architekten und Künstler - so der Österreicher Friedensreich Hundertwasser - bei ihren Werken auf den Postboten aus Hauterives berufen.
Eigentlich sollte das Palais idéal als Grabmal dienen. Doch Cheval erhielt von der Gemeinde hierfür keine Genehmigung. Deshalb errichtete er in gleichem Stil für sich ein Grabmonument auf dem örtlichen Friedhof.
Für heute Nacht haben wir wieder einmal ein Chambre d‘Hôtes reserviert. Die letzte Übernachtung in einem französischen Gästezimmer war in Cluny vor einem Jahr. Dort hatten wir als Gastgeberin eine älteren Dame. Sie wohnte in der Rue da la République in einem vorrevolutionärem Haus aus dem 18. Jhdt. (siehe www.meinjakobsweg-info.de/tour_6/tagebuch6_5).
Unser Chambre d‘Hôtes in Hauterives befindet sich etwas am Ortsrand in einer mondänen Villa aus dem 18. Jahrhundert, die eingebettet ist in einem großen Park. Wir können das Zimmer aber erst ab 17 Uhr belegen. So bleibt ausreichend Zeit für eine Besichtigung des Palais idéal. Hier sind wir nicht die einzigen Besucher. Über 100.000 sind es pro Jahr.
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Tour 7 - Etappe 5 |
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