Samstag, 21. Mai 2011 – Von Crest nach Cléon-d‘Andran (19 km)
Um 09:00 Uhr verlassen wir unser Hotel und überqueren die Drôme. Wieder geht es - natürlich - Richtung Süden. Gut einen Kilometer lang steigen wir gemächlich von 187 m bei Crest auf 220 m Höhe. Ein Blick zurück und der mächtige Donjon wird von der sich schon mächtig ins Zeug legenden Morgensonne angestrahlt .
Jetzt aber den Blick nach vorn: Einen weiteren Kilometer vor uns sehen wir bei Guillaumont eine „größere“ bewaldete Erhebung, die wir bis auf 330 m Höhe „besteigen“. Herrlicher Ausblick auf die bizarren Felsformationen im Osten: Das Vercors-Gebirge.
Gegen 10 Uhr erreichen wir die im Tal liegende schon von weitem zu sehende Kirche von Lambres. Eine erste Pause nach gut 4 km ist fällig. Dann geht es wieder hinauf, vorbei an einem Gutshof am Waldrand von les Arbods. Dort finden wir den Weg nicht mehr, der auf unserer Karte eingezeichnet ist. Durch das Gemüsefeld wollen wir aber nicht laufen, also müssen wir auf die Straße ausweichen. Doch schon nach 250 m gibt es wieder einen ruhigen Waldweg mit viel Buchsbaumgewächsen. Hier begegnet uns tatsächich jemand, der auch mit Rucksack unterwegs ist: Eine Wanderin mit einem Esel an der Leine. Und der trägt das Gepäck. Wir kommen kurz ins Gespräch. Sie bereitet mit behinderten Schülern eine mehrtägige Wanderung vor und erkundet schon mal die Gegend.
Im Wald Bois des Cordeliers ist es angenehm kühl. Aber als wir wieder auf freiem Feld sind, brennt die Sonne unerbittlich. Es sind kaum Wolken am Himmel. Gegen 12 Uhr begrüßen wir bei le Grésou ein älteres einheimisches Paar, das gerade vor ihrem Haus mit dem Repas de Midi beschäftigt ist. Während der kurzen Unterhaltung hält der Mann gerade einen frisch gegrillten Fisch in der Hand. Wir wollen nicht länger stören und bedanken uns für die freundlichen Tipps, die sie uns für den heutigen Weg gaben.
Weiter laufen wir etwa 4 Kilometer über einen Nord-Süd-Höhenweg. Dort erreichen wir hinter dem Anwesen le Péage eine Höhe von fast 400 m. Der Weg ist glücklicherweise überwiegend bewaldet; er bietet aber immer wieder freie Sichten Richtung Osten in das Tal und in die Voralpen.
Gegen 13 Uhr gibt es einen großen Parkplatz, der auch schon mit einigen in– und ausländischen Touristen besetzt ist. Wir lassen uns zur Mittagspause auf einer Bank nieder. Hier hat man einen herrlichen Blick runter auf das kleine Örtchen Puy-Saint-Martin und in die von drei Berghängen eingekesselte Talebene nordöstlich von Montélimar.
Dann beginnt der etwas steile und steinige Abstieg in den Ort. Die Bezeichnung Puy ist ein regional in Südfrankreich vorkommender Ortsnamenszusatz für einen höher gelegenen Ort, entweder an einem Berghang oder auf einem Berggipfel. Unten angekommen besichtigen wir einen ursprünglich mittelalterlichen Ort, wobei ältere Häuser nur noch aus dem 17.-19. Jhdt. vorhanden sind. Wir finden auch ein größeres Gebäude mit dem Schild „Hotel Restaurant“. Doch während das Restaurant noch in Betrieb ist und wir uns hier auf der Terrasse erfrischen können, ist das Hotel schon seit einigen Jahren nicht mehr „in Betrieb“.
Auch sonst gibt es in in Puy-St-Martin keine Unterkunftsmöglichkeit. Deshalb laufen wir einfach weiter bis zum nächst größeren Ort Cléon-d‘Andran, das sind nur 4 Kilometer in der Ebene. Trotz der Hitze bin ich noch gut gelaunt. Beeindruckt betrachten wir unterwegs die Kulisse des Vercor-Gebirges im Osten.
Wir erreichen Cléon kurz vor 15 Uhr. Es ist ein kleines putziges Runddorf mit viel Leben und - das Wichtigste - einer geöffneten Bar. Hier beenden wir mit einem kühlen Schluck unsere Etappe und gleichzeitig unsere diesjährige Tour. Cléon ist zwar Ost-West- Nord-Süd-Verkehrsknotenpunkt. Doch weil heute Samstag ist, fährt kein Bus mehr. Deshalb bestellen wir über die Wirtin ein Taxi nach Montpellier. Etwas erstaunt schaut die Wirtin und telefoniert nach dem Taxi. Am anderen Ende ebenfalls ein ungläubiges Erstaunen und dann wird uns der Preis genannt: 350 EUR. Wir staunen ebenfalls nicht schlecht: Das kann doch nicht sein, bis Montélimar sind es doch nur höchstens 25 km. Stopp: Montélimar und nicht Montpellier. Gut, dass der Taxifahrer sich bei uns noch mal vergewissert hat.
Angekommen in Montélimar fühlen wir uns jetzt wirklich wie im sonnigen Süden Frankreichs. Sonnig im wahrsten Sinn des Wortes. Drei volle Tage und den Rest von heute haben wir nun zur freien Verfügung, bis uns der TGV am Mittwoch morgen nach Paris bringt und von dort der Thalys nach Köln.
Zwar gehört Montélimar noch zur Region Rhône-Alpes, aber man kann es schon als „Tour zur Provence“ bezeichnen. Hier gibt es mitten im Zentrum die breite Allée de Provence mit südländischem Flair. Überall sieht man Souvenirläden mit provenzalischen Andenken- gedöns. Auch die Sonne brennt provenzalisch, was den hier in kleinen und großen Gärten wachsenden Palmen, Agaven, Yucca und Olivenbäumen natürlich gefällt.
Die Stadt ist zwar nicht so groß wie das gut 65 km weiter südlich liegende Avignon, das wir im nächsten Jahr erreichen werden. Aber Montélimar hat auch einen Hausberg mit einem einigermaßen erhaltenen Château. Nur die Rhône ist von hier oben nicht zu sehen - anders als in Avignon. Dafür gibt es hier neben der Rhône, die weit im Westen der Stadt mehr als größerer Bach vor sich her schlängelt, einen schiffbaren Rhône-Kanal und zwei von Osten kommende Zuflüsse: Der Roubion und der etwas kleinere Jabron, die sich kurz vor der Mündung in die Rhône bzw. in den Rhône-Kanal vereinigen.
Wir lernen die Stadt mit ihren vielen alten gut restaurierten Gebäuden kennen und schätzen. Und auch in Montélimar gibt es den „Tango“, das erfrischende herbe Bier mit einem Schuss roten Granatapfelsirup. Siehe auch meine Fotos von Montélimar - oder mein Video auf YouTube.
Am Montag machen wir einen Ausflug mit dem Regionalbus nach Vallon-Pont-d‘Arc an die Ardèche. Hier meine Fotos und mein YouTube-Video dieses interessanten und nicht teuren Abstechers.
Am Dienstag müssen wir umziehen. Unser Hotel Beausoleil war für die Nacht zum Mittwoch wegen eines Kongresses schon ausgebucht. So machen wir uns auf die nicht leichte Suche. Wir wurden in einer kleinen Seitenstraße fündig: Das Hotel Pierre hat noch ein Zimmer frei. Es ist ein recht preiswertes Hotel mit einer älteren freundlichen Dame als Besitzerin. Wie in Crest ist das Zimmer entsprechend der zwei Sterne-Kategorie ausgestattet, das übrige „Innenleben“ des alten Gemäuers hat es aber wieder in sich.
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Tour 7 - Etappe 10 |
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