Montag, 19. Mai 2007 – Von Montigny-le-Roi nach Langres (26 km)
Nachts hat es noch einmal kräftig geregnet. Doch als wir heute – noch vor 9 Uhr – den Weg zum Etappen- und Tourziel fortsetzen, gibt es nur einen bedeckten Himmel. Es bleibt aber den ganzen Tag warm und trocken.
Auch heute gehen wir auf einer Mischung von ruhigen Landstraßen sowie Wald- und Feldwegen. Zunächst geht es kurz westwärts Richtung Épinant. Schon bald biegen wir jedoch auf die ehemalige Römerstraße, die heutige D 244a, nach Süden ab.
Nach knapp 2 Km verlässt die Römerstraße aber die D-Straße und führt weiter geradeaus als Feld und Waldweg. Wir gehen durch ein schönes ruhiges und bewaldetes Seitental mit Bächlein und gelangen so vom Süden her nach Chauffourt. Am Dorfrand gibt es zwei ehemalige Wassermühlen, bei denen wir kurz verweilen.
Anschließend müssen wir im Dorf noch einen kleinen Berg hoch und verlassen den Ort südwärts Richtung Autobahn, die wir unterqueren. Dann gelangen wir in den Wald „Reserve de Champ Blanche“. Wir glauben, auf einem Waldweg zu sein, sehen aber auf der Karte, dass es sich um eine „D-Straße“ handelt. Sie ist weder asphaltiert noch passen zwei Autos nebeneinander. Und rechts und links nur Wald. So haben wir es gern. An einer „Kreuzung“ lassen wir uns zu einer kurzen Trinkpause nieder.
Als wir den Wald wieder verlassen, sehen wir wieder einmal unser Tagesziel schon von weitem. Aber es ist leider noch kein ideales Fotomotiv. Denn zum einen müsste man gegen die Sonne fotografieren. Und zum anderen ist die Fernsicht durch die hohe Luftfeuchtigkeit etwas getrübt.
Dann stoßen wir auf Schanghei – pardon, fast liest es sich so. Der Ort wird natürlich anders ausgesprochen und schreibt sich auch anders: Changey. Bestehend aus einem ehemaligen Schloss und einer alten Kirche mit Friedhof sowie neben aktiven oder inaktiven Bauernhäuschen auch aus einer Neubausiedlung. Alles nett herausgeputzt. Und wie bestellt lässt sich die Sonne für eine längere Zeit sehen. Wir müssen sogar unsere Jacke ausziehen und machen hier in diesem schönen und ruhigen Örtchen Mittagsrast. Es ist jetzt 13 Uhr.
Nach dem Aufbruch entdecken wir wieder für einige hundert Meter die Römerstraße. Sie führt zum „Réservoir de Charmes“, eins der vielen Trinkwasserreservoirs und Erholungsseen, die es in der Umgebung von Langres gibt. Doch zurzeit ist hier noch nicht viel los. Erst mit Beginn der Sommerferien dürften dann die Ferienwohnungen, Bade- und sonstigen Freizeiteinrichtungen gut frequentiert sein.
Wir überqueren den See (natürlich zu Fuß über die Brücke) und kommen durch ein Waldgebiet. Hier müssen wir über die die Landstraße kurvenreich den Berg „Plateau du Bois du Mont“ erklimmen. Dann geht’s ebenso kurvenreich wieder herunter und wir sehen erneut unser Tagesziel. Jetzt können wir schon Einzelheiten, wie die mächtige Festungsmauer und den Turm der Kathedrale erkennen. Bis kurz vor Champigny-lès-Langres sind wir auf der ehemaligen Römerstraße, die hier auf der D 54 verläuft.
Östlich am Ort vorbei wird die Römerstraße dann wieder ein Wiesenweg - direkt auf Langres zu -, bewachsen mit hohem Gras, welches darauf hindeutet, dass nicht allzu viele Jakobspilger oder sonstige Wanderer diesen Weg gehen.
An der Marne nebst Seitenkanal angekommen müssen wir nun auf das Hochplateau in die Altstadt von Langres. Früher gab es hier eine Zahnrad-Straßenbahn (La Crémaillière), an die oben an der Stadtmauer noch ein Platz erinnert. Ebenso ein verrosteter Waggon, der unterhalb der Stadt in einem privaten Garten aufgestellt ist. Heute gibt es an der Ostseite der Stadtmauer einen modernen zweigeteilten Aufzug in Schräglage. Der untere Teil hiervon ist z. Zt. außer Betrieb.
Wir benutzen zum Aufstieg an der Nord-Ost-Seite eine Fußgängertreppe. Höhenunterschied: von der Marne unten vor der Stadtmauer bis nach oben: 120 Meter. Das letzte Stück unserer heutigen Etappe ist ganz schön mühselig. Denn auch wenn die Sonne nicht mehr scheint, es ist warm und wir kommen ins Schwitzen. Oben angekommen blicken wir noch mal zurück. Die Fernsicht hat sich gebessert und wir sind überwältigt. Eine tolle „Belle Vue“ hier oben.
Jetzt aber schnell ein Bistrôt oder ähnliches suchen, um den ersten Durst zu löschen. Leider finden wir so etwas erst mitten in der Altstadt, am Place Diderot. Das Begrüßungsbier fließt nur so runter, wie immer wenn man schwitzt und fast ausgetrocknet ist. Anschließend geht’s zum Hotel L’Eden und ab unter die Dusche.
Der erste Stadtrundgang am Nachmittag findet noch bei bedecktem Himmel statt. Doch schon bald klärt es sich auf. Wir gehen ein Stück entlang der noch vollständig erhaltenen Stadtmauer. Beeindruckend, wie schön und weit man von hier hinunter und in die Ferne blicken kann. Im Osten sehen wir noch ein weiteres großes Wasserreservoir, schön am Wald gelegen.
Beim abendlichen Spaziergang nach dem Diner klärt sich der Himmel auf und wir können noch einige schöne Fotos bei Abendsonnenlicht machen.
Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit für eine ausführliche Stadtbesichtigung. Es ist merklich kühler geworden. Gut hier oben sind es auch über 400 m Höhe. So wie bei uns in der Eifel. Aber zwischen dem mittelalterlichen Gemäuer ist es dann doch wieder erträglich. Manche schöne kleine Plätze gibt es zum Verweilen.
So entdecken wir am südlichen Zipfel außerhalb der Stadtbefestigung (Porte des Moulins) in der Verlängerung der Hauptstraße die „Promenade de Blanchefontaine“ mit ihren historischen Brunnen. An der „Fontaine de la Grenouille“, ein herrlich ruhiges Örtchen mit Fernsicht, ließ sich der Dichter und Denker Denis Diderot in jungen Jahren nieder, wenn er Muße zum Philosophieren suchte.
Nicht weit hiervon ist die Citadelle, die immer noch – wie viele der vom könglichen Baumeister Vauban in Frankreich gebauten Festungen – als militärische Einrichtung genutzt wird.
Den ganzen nächsten Tag haben wir auch noch für diese historische Stadt eingeplant. Am Morgen gehe ich hinunter zum Bahnhof und möchte die Fahrkarten für den Tag darauf kaufen. Da höre ich von der freundlichen Dame am Guichet, dass die Strecke ab morgen bestreikt wird. Was nun? Ich frage, ob denn heute noch etwas nach Köln fährt. die Dame schaut nach und sagt, dass um 14 Uhr noch etwas geht, aber nur über Paris. Ankunft in Köln ca. 22 Uhr.
Das war’s dann in Langres. Aber wir haben ja schon vieles gesehen hier. Ich kaufe also die Fahrkarten und wir packen die Koffer. Zunächst müssen wir mit dem Bus nach Chaumont. Anschließend mit dem Schnellzug nach Paris, Gare de l’Est. Von dort geht’s pilgermäßig wieder zu Fuß zum Gare du Nord und ab hier dann mit dem Thalys nach Köln.
In etwa einem Jahr setzen wir unseren Weg nach Santiago fort. Von Langres nach Cluny. Wir werden wieder über Paris fahren. Das geht doch schneller als über Luxemburg und Metz. Mal sehen, ob die Eisenbahner dann auch streiken. |
Tour 4 - Etappe 8 |
Zu den Notizen der Etappen: |