Dienstag, 19. Juni 2007 – Von Dieulouard nach Toul (28 km)
Der letzte Tag unserer diesjährigen Pilgertour bricht an. Und er hat es in sich. Das Wetter meint es gut mit uns. Der Himmel sieht wieder fantastisch aus. Dieses Mal fast ohne Wolken. Da wir heute eine ziemlich lange Strecke vor uns haben und wir zunächst wieder mit der Bahn nach Dieulouard müssen, frühstücken wir schon um 8 Uhr und brechen dann Richtung Bahnhof auf.
In Dieulouard beginnt die Wanderung etwa um 9 Uhr. Zunächst geht’s etwa 3 km über eine lieblich grüne Hügellandschaft mit Ackerkultur. Ähnelt schon etwas der Eifel. Die Sonne brennt schon ganz schön. Aber der Weg verläuft sanft mehr rauf als runter, bis wir einen erfrischend kühlen Wald erreichen, den wir aber nach einer knappen Stunde schon wieder verlassen müssen. Jetzt sehen wir von weitem Saizerais, ein kleines Dörflein, wo wir etwa nach einer dreiviertel Stunde ankommen und eine kleine Verschnauf- pause halten.
Dann beginnt eine größerere Waldstrecke von ca. 6 km durch den „Forêt domaniale de Natrou“. Die ist sehr erquickend, denn die Temperatur in der Sonne macht uns doch ganz schön zu schaffen.
Es geht leicht bergab und gegen Mittag verlassen wir den Wald. Wir kommen in ein kleines Feuchtbiotop. Es ist wohl schon das „Einzugsgebiet“ der Mosel. Sehen können wir sie noch nicht, aber wir pilgern einige Kilometer nördlich parallel zu ihr mit etwa 30 Meter Höhenunterschied und ca. 300 Meter Abstand.
In Villey-Saint-Étienne – einem nett herausgeputzten Touristenörtchen geht es dann steil herunter an das Moselufer. Hier treffen wir auf den Rhein-Marne-Kanal, an dessen Nordseite wir jetzt bis zu unserem Endziel entlang laufen wollen.
Das Ufer diesseits und jenseits des Kanals ist dicht bewaldet. Der Weg selbst dagegen liegt tageszeitbedingt in praller Sonne. Nur vereinzelt tauchen Baum- oder Strauchgrüppchen auf, die uns etwas Schatten spenden.
Etwa 10 km, also fast 3 Stunden gehen wir diesen Uferweg bis Toul. Unterwegs – wie auf der gesamten diesjährigen Tour – treffen wir nur vereinzelt menschliche Wesen, die sich wiederum nur als „harmlose Spaziergänger“ oder als beruflich unterwegs befindliche Menschen herausstellen. Wanderer, so richtig mit Rucksack, haben wir nicht gesehen. Aber das ist nicht unbedingt das Schlechteste. Das andere Extrem „Massenwanderungen“ liegt uns schon gar nicht.
Der Kanal selbst ist heute wenig befahren. Ein einzelnes Boot (natürlich aus Holland) kommt uns entgegen. Der Schleusenwärter an der „Écluse“ muss sich wahrlich nicht überarbeiten, wenn das jeden Tag so ruhig zu geht.
Endlich geschafft, im wahrsten Sinn des Wortes. Fast völlig erschöpft erreichen wir Toul. Da wir unterwegs nirgendwo eine Gelegenheit zur Einkehr hatten, suchen wir uns sofort eine Bar oder Vergleichbares. Doch es dauert, bis wir etwas finden. Toul ist zwar nicht klein, aber selbst an der berühmten Kirche, die Cathedrale Saint-Étienne, fanden wir keine Gelegenheit zur Einkehr. Erst kurz vor dem Place-des-Trois-Evêchés – hier liegt unser Hotel – finden wir eine Bar und wir machen eine kleine Trinkpause. An der Theke spricht uns ein Einheimischer an. Er identifiziert uns sofort als „Jakobspilger“. Muss wohl an unseren leidenden Gesichtsausdrücken gelegen haben.
Das Hotel – wie fast alle übrigen der diesjährigen Tour auch – habe ich über das Internet gebucht. Es ist ein günstiges 2-Sterne-Hotel (47 EURO mit Frühstück für zwei Personen), fast mit 100prozentiger Selbstbedienung. Schon vor dem Eingang steht eine Art „Geldautomat“ (Guichet automatique). Dort gebe ich meine Reservierungsnummer ein und stecke die Kreditkarte in den Schlitz. Die Rechnung wird inkl. einer Zimmer-Schlüssel-Karte ausgedruckt. Diese Karte ist der Schlüssel für Hotel und Zimmer.
Aus unserem Hotelzimmer schauen wir auf den zentralen Platz, zu dem sternförmig die Straßen führen, mit einem üppigen Springbrunnen in der Mitte und rund angelegten Häusern aus dem 19. Jahrhundert. Unser Hotel ist eins davon.
Toul ist ein typisches „Runddorf“ mit teilweise noch erhaltenen Festungsanlagen des Baumeisters Vauban aus der Zeit des französischen Königs Ludwig XIV. Die Kathedrale ist natürlich gotisch und erinnert an die großen Vorbilder von Reims, Paris u.a.
Abends finden wir wieder mal ein überwiegend von Einheimischen besuchtes französisches Lokal. Der Name und auch die Küche erinnert an Südfrankreich: „Le Bouchon de Lyon“
Am nächsten Tag müssen wir – leider – wieder zurück nach Köln. Ich wäre – nach einer eintägigen Verschnaufpause - wohl noch weiter gegangen, wenn ich mir dies zeitlich leisten könnte. Aber in knapp 2 Jahren ist es ja soweit. Dann kann ich auch mal mehrere Wochen „an einem Stück“ pilgern.
Alles in allem hatten wir viel Glück bei dieser Wanderung. Vor allem mit dem Wetter. Dabei hatte ich mir extra einen Regenponcho gekauft, den ich ja irgendwann mal ausprobieren muss. Bei einer der nächsten Touren wird dies sicher der Fall sein.
Aber auch sonst war die Tour alles andere als langweilig. Ich hatte bisher Vorurteile: Lothringen sei flach, öde und voller Industrie. Das Gegenteil ist der Fall. Lothringen eignet sich ideal für einen Wander- oder Radfahrerurlaub, aber auch für kleine und große Besich-tigungstouren. Denn zu sehen gibt es viel: Neben der Landschaft vor allem die vielen historischen Orte und Örtchen, allen voran Metz und Nancy. |
Tour 3 - Etappe 9 |
Zu den Notizen der Etappen: |