Mittwoch, 13. Juni 2007 – Von Kédange-sur-Canner nach Saint-Hubert (12 km)
Der heutige Weg ist relativ kurz. Von Kédange bis Metz hätte man auch in einer Etappe durchlaufen können. Doch das wären über 30 km gewesen - muss nicht sein. Daher meine Planung dieser Strecke in zwei Etappen mit Übernachtung in Saint-Hubert.
Also können wir uns heute Zeit lassen und machen uns erst gegen 9 Uhr bei sonnigem Wetter gemächlich auf den Weg. Zunächst die Landstraße, aber dann – da wir ja genügend Zeit haben – machen wir einen kleinen Umweg über Luttange. Hierzu müssen wir über einen in Privatbesitz befindlichen bewaldeten Berg (Bois des Trois Frères – Wald der drei Brüder). Die Sonne scheint kräftig und wir kommen mächtig ins Schwitzen, zumal der in der Karte einge zeichnete Waldweg irgendwann ins Nichts verschwindet. Gut das wir GPS dabei haben. So können wir immer wieder die Lage orten und schauen, wo wir auf der Karte sind.
Dann – gegen Mittag – haben wir Luttange erreicht. Leider machte gerade das einzige Geschäft zu: Mittagspause. Die machen wir dann auch und lassen uns auf einer Bank auf dem Dorfplatz nieder.
Luttange hatte mal ein stattliches Schloss, mitten im Ort, von dem jetzt nur noch ein Teilbereich erhalten und bewohnt ist. Der Rest ist Ruine. Hier könnten die zentralen Handlungen aus dem Roman „Der Spion von Ortry“ von Karl May gespielt haben – sagt man: eine spannende historisches Erzählung aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges 1870/71 mit Rückblenden in die Zeit Napoleons.
Nach der erholsamen Pause geht’s dann abwärts durch den Wald „Bois d’Altroff“ über den Weg der Toten „Chemin des Morts“ nach Saint-Hubert. Bevor wir kurz vor dem Ziel die Gleise „Chemin de fer touristrique“ (Touristische Eisenbahn) unterqueren, müssen wir uns den Weg fast mit dem „Buschmesser“ bahnen. Die auf der Karte als Waldweg eingezeichnete Linie ist meterhoch mit Gras und Buschwerk zugewachsen, offenbar mangels Masse regelmäßiger Wanderer. Und Jakobspilger verlaufen sich hier sowieso nicht. Es war halt ein Pfadpfinder-Experiment. Ein bisschen Abenteuer muss sein.
Aber wir kommen doch noch überpünktlich gegen 15 Uhr im Ferme de Godchure (ein ehemaliger Bauernhof, jetzt liebevoll hergerichtet mit vier Chambre d’hôtes. Immer noch scheint die Sonne als wir uns auf dem Gut niederlassen und erstmal die Beine hochlegen. Begrüßt werden wir von einem ausgewachsenen Golden Retriever, der sich von mir hätscheln und tätscheln lässt.
Saint-Hubert ist ein nettes winziges Örtchen. Deshalb gibt es hier auch abends nichts zu essen und wir müssen etwa 3 km nach Vigy laufen. Dort gibt es eine Pizzeria. Also gehen wir gegen 18 Uhr los. In Vigy angekommen entdecken wir zunächst direkt am Ortseingang eine „Coin de Saint-Hubert“, eine kleine Eckneipe. Da wir von der Miniwanderung doch ein bisschen durstig geworden sind, lassen wir uns vor dem Lokal auf dem Trottoir an einem kleinen Bistrotisch nieder. Vertieft in meinen Lageplan, um die Pizzeria zu suchen, werde ich von der Seite angesprochen. „Bon Soir“; ein junger Mann, offenbar die Bedienung begrüßt uns mit Handschlag und fragt nach unserem Wunsch. Ich erwidere – etwas erstaunt - den Gruß ebenfalls mit Handschlag. Scheint in diesem kleinen Ort wohl so üblich zu sein. Dann hält ein etwas altersschwaches Miniauto vor uns auf der Straße und ein offenbar Einheimischer steigt uns. Er will auch in die „Coin“ und – begrüßt uns ebenfalls mit Handschlag. Das ist ja wirklich ein freundliches Dorf hier. Jeder kennt jeden und auch Fremde werden offenbar sofort „vereinnahmt“. Jetzt kommt noch ein Gast, diesmal per Rad. Bepackt mit zwei großen Radtaschen. Ein „frisch gebackener“ Rentner aus Holland, der auf dem Weg zu seinem geliebten Griechenland ist. Er hat ja Zeit, sagt er, es komme ihm auf einen Monat mehr oder weniger gar nicht an. Und in Griechenland, welches er von früheren Urlauben und dienstlichen Geschäften kennt, will er eine Weile bleiben.
Doch jetzt haben wir alle drei Hunger und machen uns auf den Weg zur Pizzeria. Die liegt direkt am Bahnhof der Touristenbahn von Vigy. Dort lassen wir uns an Biergartentischen nieder und verzehren unsere Pizza. Spaghetti Bolognese gibt es leider nicht.
Der Holländer will versuchen, heute Nacht hier zu zelten. Ein regulärer Campingplatz ist zu weit weg. Wir verabschieden uns und machen uns auf den Rückweg. Es ist schon fast 22 Uhr. Die Sonne geht langsam unter, aber wir kommen noch „im Hellen“ in unserem Chambre d’hôtes an. Schließlich haben wir fast den längsten Tag im Jahr erreicht. |
Tour 3 - Etappe 5 |
Zu den Notizen der Etappen: |