Montag, 11. Juni 2007 – Von Merzkirchen nach Perl (18 km)
Gegen 6 Uhr werfe ich einen Blick aus dem Fenster – und meine Laune geht nach oben. Der Himmel ist klar. Keine Wolke ist zu sehen. Das Tal im Südosten dagegen ist verschwunden, zugedeckt mit einer Nebelschicht – très romantique.
Nach einem gut bürgerlichen Frühstück verab- schieden wir uns von der Herbergsmutter und machen uns auf dem Weg zu unserem heutigen Tagesziel „Dreiländereck: Deutschland – Luxem- burg – Frankreich“. Die Luft ist klar, die Sicht weit: Im Südwesten sieht man in ca. 30 km Entfernung die Kühltürme von Cattenom. Bei Wind- stärke 0 steigt der Wasserdampf kerzengerade in die Luft.
Kurz vor Borg treffen wir auf dem Feldweg einen semiprofessionellen Hobbyfotografen „alter Schule“. Ausgerüstet mit einer sicher 50 Jahre alten 6 x 6 cm Hasselblatt-Foto- maschine, die man nicht vors Auge, sondern vor den Bauch hält und von oben hineinschaut, spezialisiert er sich auf Naturaufnahmen aus der näheren Umgebung. Aber auch uns hält er offenbar für seltene Exemplare der Natur, und wir dienen ihm als Objekt der Begierde.
Die Sonne brennt und wir suchen für die Mittagspause ein schattiges Plätzchen. Da bietet sich die Kirche in Borg an. Leider hat die aber geschlossen und wir lassen uns daher seitwärts an der Kirchenwand auf einer Steinbank nieder.
Weiter geht’s jetzt Richtung Perl. Unterwegs gibt es Erdbeerfelder zum Selberpflücken. Da wir hierfür aber keine Zeit haben, werden wir von einer freundlichen Pflückerin mit einer Handvoll Erdbeeren bedient. Als sie hörte, dass wir auf dem Jakobsweg sind, bemerkte sie, dass dieser ja bei ihr vor dem Haus in Perl-Sehndorf vorbeigeht.
Als wir dort schließlich gegen 15 Uhr ankommen, ist sie schon da und winkt uns zu: Wir sollen doch auf einen Kaffe zu ihr in den Garten kommen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Die Sonne meinte es wirklich den ganzen Tag gut mit uns, fast schon zu gut. Und wir sind ja schon bald am Ziel. Also gönnen wir uns eine halbstündige Pause in einem freundlichen mit kleinen Kunst- gegenständen ausgeschmückten Garten nebst Katze unter schat- tigen Obstbäumen.
Perl ist ein schmucker Erholungsort mit Weinbergen, nett hergerichteten alten Häuschen, historischem Barockgarten und ehemaligen Herrenhaus. Er ist auf der rechten Seite oberhalb der Mosel gelegen, direkt gegenüber Schengen, der Stadt in Luxemburg, die erst durch das berühmte Abkommen europaweit bekannt wurde.
Das 3-Sterne-Hotel in Perl ist vielleicht eine Spur zu elegant für Jakobspilger. Der Preis ist aber noch akzeptabel. Bei einem Rundgang durch Perl spricht uns eine ältere Dame vor einem noch älteren Haus an. Als sie hörte, dass wir Jakobspilger sind, fragt sie sofort, ob wir schon eine Unterkunft hätten. Sie würde nämlich günstig Zimmer an Pilger vermieten. Dankend mussten wir ablehnen.
Spätnachmittags ziehen wieder wie gestern dunkle Wolken auf. Nachdem wir das Abendessen noch auf der Terrasse zu uns nehmen konnten, fängt es auch kräftig an zu schütten und wir flüchten in das Restaurant-Innere. Lauscht man den Einheimischen hier, so hört man – zumindest bei den Älteren - fast nur mosel-fränkischen Dialekt. Als Kölner versteht man allenfalls nur rhein-fränkisch. |
Tour 3 - Etappe 3 |
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